Germany
June 19, 2025
„Ist die Agrarpolitik Gestalter oder Zuschauer des Strukurwandels?“ Dieser spannenden Frage stellten sich beim Agrarpolitischen Tag Referenten aus Politik und Wissenschaft. Gastgeber Dietmar Brauer und sein Team der Norddeutschen Pflanzenzucht (NPZ) hatten am 13. Juni zum 32. Mal Landwirte, Verpächter, Nachbarn, Politikvertreter und sonstige Interessierte zum NPZ-Standort nach Malchow auf der Insel Poel (MV) eingeladen.
Angeregte Diskussionen waren beim diesjährigen Agrarpolitischen Tag garantiert.
Von der Praxis …
Zunächst wurden im Zuchtgarten der NPZ die neuen Sorten vorgestellt; Raps, Ackerbohne, Erbse, Weizen etc. konnten im Feld begutachtet werden. Nach einer Rundfahrt über die landwirtschaftlichen Flächen der NPZ Agrar und einer Drohnenvorführung sammelten sich die mehr als 160 Teilnehmer:innen zu den Vorträgen in der Scheune.
… zur Politik
Dr. Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt (MV) war sich mit Joachim Rukwied, Präsident des Dt. Bauernverbandes, Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes MV und Moderator Daniel Bohl vom Mitveranstalter Kreisbauernverband Nordwestmecklenburg einig: Für eine stabile Demokratie ist eine stabile heimische Landwirtschaft unerlässlich. Die Referenten sprachen sich für eine gemeinsame europäischen Agrarpolitik aus, die in der Umsetzung allerdings regionale Freiheiten haben und mit einem entsprechenden Budget ausgestattet sein müsse. Auch in der Botschaft an die heimische Agrarpolitik herrschte Konsens: Bekenntnisse allein reichen nicht aus. Es müsse Wettbewerbsfähigkeit herrschen, Vertrauen wieder hergestellt und finanzielle Anreize, z.B. für Investitionen, geschaffen werden.
… und Wissenschaft
Prof. Dr. Sebastian Lakner, Leiter der Professur für Agrarökonomie der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Uni Rostock ergänzte, dass die Agrarpolitik die Transformation in der Landwirtschaft nicht aufhalten könne, aber moderieren müsse. Er benannte weitere Herausforderungen, die die Landwirte erwarten: Fachkräftemangel, Überalterung in der Branche, Umweltprobleme. Prof. Dr. Lakner plädierte dafür, den Strukturwandel zu akzeptieren und konstruktiv anzugehen, mit mehr Innovation in der Branche und Technologieoffenheit. Die Probleme in der Landwirtschaft seien allerdings aus seiner Sicht eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und damit müssten auch die Verbraucher:innen in die Pflicht genommen werden.
Fazit
Die Agrarpolitik muss gestalten, um die Folgen des Strukturwandels abzumildern. Die Landwirte wünschen sich dabei ein klares Bekenntnis der Politik zur Unterstützung des ländlichen Raumes, aber auch weniger Bürokratie und mehr unternehmerische Freiheit.
Es gibt also viel zu tun für den neuen Bundesagrarminister. Über seine Taten wird sicherlich in einem Jahr wieder diskutiert werden – beim nächsten Agrarpolitischen Tag.
Der diesjährige endete mit einem Schlusswort von Dietmar Brauer, der auf die die markterprobten und zukunftsfähigen Raps- und Leguminosen-Sorten aus dem Hause NPZ hinwies und die Teilnehmer:innen auf einen Mittagsimbiss einlud.